METTENDORF/EIFEL. Noch einmal genau die Tornetze überprüft und dann ertönt der Pfiff zum Einlaufen an der Mittellinie. Martin Wagner, einer der ältesten Schiedsrichter Deutschlands, pfeift nur wenige Tage nach seinem 85 Geburtstag das nächste D-Klassenspiel im Seniorenbereich.
Seit 1974 steht der Mettendorfer auf den Fußballplätzen der Region und kann bis heute auf über 2.000 Einsätze zurückblicken. Doch dass es überhaupt soweit kam, war eher Zufall: „Deutschland spielte im WM-Finale 1974 gegen Holland und ich wettete im Vorfeld mit einem Freund, dass ich bei einem deutschen Titelgewinn Schiedsrichter werde“, berichtet der für den SV Ringhuscheid pfeifende Wagner. Er hielt sein Wort, legte wenige Wochen später erfolgreich seine Prüfung in Koblenz ab und darf sich heute deutschlandweit zu einem der ältesten aktiven Schiedsrichter zählen.
Schon in jungen Jahren drehte sich bei Martin Wagner viel um Fußball. Neben seiner aktiven Zeit als Spieler im Jugend- und Seniorenbereich unterstützte er über 20 Jahre die heimische Nachwuchsförderung als Jugendtrainer. Das letzte Spiel als aktiver Altherrenspieler bestritt er in Wißmannsdorf – dort, wo er rund 45 Jahre später nach seinem 85 Geburtstag das D-Klassenspiel zwischen den Reservemannschaften der SG Biersdorf und SG Mettendorf als Schiedsrichter pfeift.
Die Spieler an diesem Tag wissen ihn als Schiedsrichter zu schätzen – und auch bei seinen Entscheidungen tönt keinerlei Kritik auf. „Mir macht es Spaß und ich komme mit allen zurecht. Auch mit den jüngeren Spielern, gegenüber denen ich zwei bis dreimal älter bin, habe ich schöne Gespräche“, sagt der ehemalige Schlosser- und Schmiedemeister. Seine bisherigen Besuche bei der Spruchkammer kann der frühere A-Klassenschiedsrichter an einer Hand abzählen.
Lieber berichtet er von den schöneren sowie lustigen Seiten seines Hobbys: „Zu den Anfangszeiten pfiff ich ein A-Jugendspiel in Röhl (Eifel). Unter den Zuschauern fand sich ein Spielervater wieder, der andauernd gegen meine Entscheidungen protestierte. Als ich in seiner Nähe war ging ich zu dem Mann und übergab ihm meine Zweimark-Münze, die als Spielmarke fungierte. Ich sagte, er möge sich damit bitte ein neues Bier holen gehen, damit ich endlich meine Ruhe habe“, und führt weiter aus, dass sich sogar dessen Frau für diese einfallsreiche Aktion bedankte. Auch die englische Sprache ist ihm inzwischen bekannt. Ein amerikanischer Fußballspieler ging kürzlich nach Spielende zu ihm und äußerte seinen Dank mit den Worten „very good Match“.
Mehrmals die Woche fährt Martin Wagner mit dem Fahrrad durch die Region oder sucht sich neue Wanderstrecken aus. „So bleibe ich fit“, erklärt er stolz und will noch solange Spiele pfeifen, wie es sein Körper mitmacht. Computer & Handy zählen nicht zum Eigentum des sportlichen Rentners und will sich den technischen Neuerungen auch nicht mehr vertraut machen. Viel zu gerne wird die Freizeit mit dem eigenen Wohnmobil verbracht. Reisen in der näheren und ferneren Umgebung stehen demnach des Öfteren auf dem Plan. So wie in Kürze ein Urlaubstrip ins 1.200 km entfernte Spanien.
Text/Fotos: Fabian Mohr